Cüpli, Promis, Beachvolleyball und prächtiges Bergpanorama sind wohl die gängigsten Begriffe, welche man mit Gstaad verbindet. Doch am vergangenen Wochenende blieben George Clooney und Co. zu Hause, weil sich die Schweizer Turnelite im Berneroberländer Nobelort traf, um sich an den Schweizermeisterschaften zu messen. Das sonnige Herbstwetter vermochte die Schaulustigen nicht davon abzuhalten, in Scharen in die Turnhalle Ebnit zu strömen, um die besten Turner bei ihren spektakulären Darbietungen anzufeuern.
Traditionsgemäss weckt der krähende Hahn die K5 Turner, welche in aller Hergottsfrüh auf dem Wettkampfplatz ihr Können unter Beweis stellen. Nebst turnerischer Klasse ist es dabei ebenso wichtig, wach zu sein und einen kühlen Kopf zu bewahren.
Linus Ender aus Rohrdorf hatte offenbar den besten Kaffee zum Frühstück und turnte seine Konkurrenz in Grund und Boden. Mit grossem Vorsprung konnte er sich den Schweizermeistertitel holen. Auf den starken zweiten Rang turnte sich der Wettinger Olivier Molyneaux. Er sicherte sich den Podestplatz mit stabilem Vorsprung auf das dritte Treppchen. Die Aargauer Equipe holte im K5 zwei weitere Top-20-Plätze. Nico Käch turnte einen super Wettkampf und wurde 42.
In der Kategorie 6 wollte das Wettkampfglück nicht auf die Seite des Rüeblikantons fallen. Auch fehlerfreie Übungen konnten zu Beginn des Wettkampfs leider nicht die erhofften hohen Punktewertungen einbringen. Die Turner gaben trotz allem ihr Bestes und wurden in der Endabrechnung mit mehreren Auszeichnungen für ihre Leistung belohnt. Tom Baker erturnte sich eine solche mit dem 20. Rang. Joris Zbinden wurde 42.
Nach Beginn der zweiten Tageshälfte gingen die Routiniers der Kategorie Herren ins Rennen um den begehrten Schweizermeistertitel. Der überlegene Vorjahressieger stand nicht am Start und man durfte sich auf einen spannenden Wettkampf freuen. Die Wettinger trumpften mit einem 5-köpfigen Team auf und meisterten den Fünfkampf mit Bravour. Sämtliche Turner konnten sich in die Auszeichnungsränge turnen. Florian Süess vermochte mit seiner gezeigten Leistung den 3. Rang zu sichern – nur knapp vor Julien Müller, Pascal Aebi und Basil Baumgartner, welche die Plätze 4-6 einnahmen. Brilant Buzhala wurde 12
In der Königskategorie K7 standen mit Simon Müller, Florian Dörflinger, Jan Walker und Nicola Kämpf vier Wettinger Turner am Start. Für Simon, letztjähriger Vize-Meister, zeigte die Formkurve nach oben und der ersehnte CH-Meister-Titel im Saanenland sollte endlich greifbar sein. Der Start in den Wettkampf gelang den Unterländern gut. Am Barren und Reck konnten bereits hohe Noten erturnt werden. Nach zwei Geräten führte Noel Keusch aus Rohrdorf das Klassement an, dicht gefolgt von seinen Konkurrenten aus den eigenen Reihen sowie aus Bern und Luzern, Ob- und Nidwalden. Die Bewertung an den Schaukelringen schien eher streng und liess die Medaillenhoffnungen schwinden. Auch hohe Noten am Sprung vermochten die Bilanz der Aargauer nicht gänzlich aufzupolieren, sodass Stefan Meier, der Vorjahressieger, seinen Titel mit einem nahezu perfekten Wettkampf verdienterweise verteidigen konnte. Nur einen halben Zehntel dahinter konnte sich der mehrfache Schweizermeister Simon Stalder den zweiten Rang erturnen. Der Sprung auf den dritten Rang gelang dem erst 18-jährigen Severin Ender aus Rohrdorf! Mit Noel Keusch (5.), Cyrill Hui (6.) und Simon Müller (7.) schaffen es drei weitere Aargauer in die Top 10! Nicola Kämpf wurde 12. Florian Dörflinger und Jan Walker turnten an ihrem ersten SM-Start in der Königskategorie mit starker Leistung auf die Ränge 17 resp. 31.
Nach dem ersten Wettkampf Tag war die Devise: Lichterlöschen in der Ebnithalle und Bezug der Hotelzimmer im edlen Huus-Hotel, um nach einer erholsamen Nacht bereit für die Mannschaftswettkämpfe am Sonntag zu sein. Dank der Zeitverschiebung durften alle eine Stunde länger liegen bleiben und sich dann am reichhaltigen Frühstücksbuffet die Bäuche vollschlagen.
Im Mannschaftwettkampf standen mit Flo Süess und Flo Dörflinger zwei Wettinger im Aargauer Aufgebot der Kategorie B. Zusammen mit Linus Ender, Luis Harder und Luca Kaufmann (alle TSV Rohrdorf) und unter der Leitung von Philipp Siegrist sollte der letztjährige Titel verteidigt werden. Der Wettkampf bot Spannung pur und entschied sich erst am letzten Gerät. Über eine lange Partie des Wettkampfs boten sich die Turner von Zürich und Aargau Paroli und gingen mit fast gleicher Punktzahl ans letzte Gerät. Der Aargau liess dabei nichts mehr anbrennen und zementierte mit sackstarker Leistung am Barren, dass der Titel im Aargau bleibt! Es resultierte am Ende ein Vorsprung von 1.5 Punkten. Das Team St. Gallen erturnte sich den 3. Rang.
Auch in der Kategorie A war die Mission Titelverteidigung an der Tagesordnung. Hauptkonkurrenz wie immer: Luzern, Ob- Nidwalden und Bern. Ein hochkarätiges Feld zeigte einen hochstehenden Wettkampf und gab sich keine Blösse, der Konkurrenz zu zeigen, wer die schöneren Darbietungen zeigen konnte. Die Spannung war riesig. Nach den Sprüngen konnte der Aargau Boden gut machen und zu Luzern aufschliessen, sodass wiederum das letzte Gerät die Entscheidung um den Titel mit sich brachte. Zu diesem Zeitpunkt mussten die Berner bereits das Handtuch werfen und sich auf das Verteidigen des 3. Ranges fokussieren. Aargau beendete seinen Wettkampf am Barren und Luzern am Sprung. Ein letztes Mal stand das Team unter der Leitung von Julien Müller nochmals zusammen und schwur sich ein für die Entscheidung. Noel Keusch zeigte es allen und sicherte dem Aargau mit seiner Note von 9.85 wichtige Punkte in Richtung Titelverteidigung. Die Übungen von Cyrill, Nicola, Smiley und Severin gelangen ebenfalls präzis und wurden alle hoch bewertet. Der Blick zum Sprung war ein harter, denn dort trumpften die Luzerner auf, holten ihre besten Sprünge aus dem Repertoire und bauten den Vorsprung entscheidend aus, sodass der Aargau mit nur 0.35 Punkten Rückstand den Vize-Meistertitel erturnte. Das Team Bern erreichte am Ende den dritten Rang locker vor St. Gallen.
Nach dem Rangverlesen erstickten die letzten «Hopp Aargau» Rufe in der magnesiaschweren Luft der Halle, das Gebimmel der Kuhglocken hallte nach und wir dürfen auf ein sehr erfolgreiches und tolles Wochenende in der Bergwelt von Gstaad zurückblicken. Ein riesiges Dankeschön an alle Fans, Betreuer:innen, Wertungsrichter:innen und nicht zuletzt an das OK, welches dafür gesorgt hat, dass ein weiteres unvergessliches Wochenende unfallfrei über die Bühne ging. Gratulation an alle zu den herausragenden Leistungen!
Bericht: Basil Baumgartner